Einsam zu Haus oder fröhlich unterwegs?
In diesen Tagen spalten sich viele Meinungen. Es werden uns widersprüchliche Nachrichten an den Kopf geworfen, zu deren Deutung nun viele bald keine Lust mehr haben. „Tilt“ würde in den Augen von Kater Carlo in einem Zeichentrickfilm aus den 70ern zu lesen sein.
Nehmen wir gute Nachrichten noch wahr?
Alle guten Nachrichten von geringen Infiziertenzahlen werden von anderen Nachrichten bedroht, dass ein veränderter Virus aus anderen Teilen der Welt zu uns kommen könnte.
Das erinnert mich an die Geburt meines Sohnes: Ich quengelte zwischen 2 Wehen, dass die Schmerzen so furchtbar seien. Daraufhin klärte mich die Hebamme auf: “ Sie haben Wehen, und Sie haben Pausen. Wenn Sie in der Pause keine Pause machen, sondern schon Angst vor der nächsten Wehe haben, halten Sie das hier nicht bis zum Ende durch.“ Diese Weisheit kann man sicher auf viele Lebensbereiche übertragen.
Als ich meinem Mann von den zahlreichen Viren in unserem Mikrobiom erzählte und etwas ausschweifend wurde, beendete er als Fußballer meinen Vortrag und faßte es zusammen:
„O.K., ich verstehe: Nach dem Virus ist vor dem Virus.“
Das Spiel zwischen Viren und unserem Immunsystem währt bereits die gesamte Menschheitsgeschichte, und da wird es immer wieder zu Krankheitswellen kommen- mal mehr, mal weniger. In gefährlichen Jahren zuvor haben wir dem kaum Beachtung geschenkt.
Vorsicht ist wichtig, Gefahrenabwägung aber ebenso.
Wie bereit sind wir, in unserem Leben für Gefahrenvermeidung auf Lebensfreude zu verzichten, die uns auch wiederum stärkt? Wie lange würden wir denn zugunsten körperlicher Unversehrtheit langfristig auf soziale Kontakte und Freiheit verzichen? Reicht es uns aus, unversehrt zu Hause zu bleiben?
Welche Kollateralschäden birgt die trügerische gefühlte Sicherheit?
Zootiere leben in Sicherheit, aber ohne Freiheit. Ich erinnere mich an einen Löwen, der unruhig in einem kleinen Käfig auf- und ablief. Ihm konnte nichts geschehen. Fleisch gab es genug, aber Lethargie und Abstumpfung. Artgerecht ist etwas anderes. Ob er so eine gute Gesundheit und eine lange Lebenserwartung hat? Wäre er noch für ein freies Leben gewappnet?
Gewohnheiten etablieren sich frühestens nach 4 Wochen.
Das ist wichtig zu wissen, wenn man zum Beispiel die Ernährung umstellen möchte. Je länger man eine Routine pflegt, desto mehr wird sie abgespeichert. Das gilt für gute Gewohnheiten, aber ebenso für schlechte. Sehr viel länger als diese 4 Wochen halten wir bereits den vorgeschriebenen Abstand. Da ist bestimmt zumindest für Kinder eine gewisse Konditionierung erfolgt, die hoffentlich nicht anhält. Besonders die Zurückhaltenden und Schüchternen nehmen nun wahr, dass Abgrenzen zur Zeit eine Tugend ist. Spontane Verabredungen haben nachgelassen.
Vergessen wir andere Risiken?
Es gibt andere große Lebensrisiken, die wir kennen, aber deren Prävention langfristig viel Disziplin erfordert. Herzinfarkt, Schlaganfall, Übergewicht oder Krebs sind nur einige davon. In den ersten Monaten dieses Jahres sind viel mehr Menschen daran gestorben als an Corona. Vorsorge mit gesunder Ernährung, Stressreduktion und Bewegung ist sehr effektiv. Rennt mir gerne die Türen ein!
Prof. Gerd Gigerenzer, Psychologe und Statistikexperte, betont in seinen Büchern, dass alle Ereignisse, bei denen viele Menschen auf einmal zu sterben drohen, uns von Natur aus große Angst machen. In der Menschheitsgeschichte war es immer besonders gefährlich, wenn viele Menschen einer Gemeinschaft gleichzeitig starben, da es die Existenz aller bedrohte. So schockt uns ein Flugzeugabsturz ungleich mehr als alle Straßenverkehrstote im ganzen Jahr, da wir diese nicht auf einmal präsentiert bekommen.
Dinge, die wir nicht sehen, machen uns keine Angst. Ich sprach mit Freunden darüber, dass man so gut wie nie von Suiziden hört, obwohl es sie doch gibt. Natürlich stehen sie selten in in der Zeitung, allein aus Rücksicht auf die Hinterbliebenen.
Psychologie der Angst
In diesem Zusammenhang ist es eine gefährliche Manipulation, wenn uns im März in den Nachrichten Särge in Italien gezeigt wurden. Bei einem Artikel wurde herausgefunden, dass die gleichen Bilder schon einmal in einer Berichterstattung einige Jahre zuvor gesendet worden waren. Bei Interesse schicke ich gerne die Quelle. Prof. Sucharit Bhakti klärt in seinem Buch „Corona-ein Fehlalarm?“ die Hintergründe dafür auf:
Prof. Ioannidis, einer der weltweit meistzitiertesten Wissenschaftler der Epidemiologie veröffentlichte seinen Standpunkt zur Pandemie, der bereits auf Wikipenia Einzug gehlten hat:
https://en.wikipedia.org/wiki/John_Ioannidis
Er nennt die Covid-19-Pandemie ein „Evidenz-Fiasko“, wie es in einem Jahrhundert nur einmal vorkommt.“ Es sei durchaus ernst, aber es handele sich nicht um das apokalyptische Problem, mit dem Wissenschaftler zu Beginn gerechnet hätten.
Wiederholung macht Angst
Wird uns eine Gefahr immer wieder bedrohlich vor Augen gehalten, halten wir sie für realistischer. Hatten wir alle nach dem 11. September nicht viel mehr Angst vor einem Terroranschlag als heute? Die Wahrscheinlichkeit, dem zum Opfer zu fallen, war immer viel geringer, als im Lotto zu gewinnen. Ich kenne nicht viele Lottogewinner. Ich wurde nicht einmal früher in einer Klasse von 25 Kindern jemals aus einer Lostrommel gefischt, wenn es um Gewinne ging.
Ein Wissenschaftler sagte: “ Sie haben nicht wirklich Angst vor einem Virus, solange Sie konventionelle Nahrungsmittel essen, die Glyphosat enthalten ?“ Ich will nicht bewerten, ob Glyphosat gefährlicher ist als ein Virus, aber die Aussage zeigt uns, wie wenig wir Risiken beachten, wenn es um langfristige Effekte geht. Alle ungünstigen Lebensfaktoren summieren sich, und wir bemerken es erst, wenn das Faß überläuft.
Angst schwächt unser Immunsystem
Angst schwächt uns, bremst unseren Elan, unseren Tatendrang und läßt uns irrationale Entscheidungen treffen. Mir fallen da einige Beispiele aus meinem eigenen Leben ein. Deshalb ist diese Phase kollektiver Angst durchaus ungüstig für unsere gesundheitliche Resilienz. Weniger Bewegung, weniger soziale Kontakte, weniger Sonne für die, die zu Hause bleiben. Masken und schlechte Nachrichten erinnern uns an die Pandemie in Momenten, wenn wir vielleicht endlich einmal etwas anderes denken. Das halte ich für sehr gefährlich.
Jeder hat ein anderes Risikoempfinden. Das kann man am besten an Kindern erkennen. Wenn wir alle in diesen Zeiten unser Risikoempfinden einmal beobachten und überdenken, ist schon sehr viel gewonnen.
Ich wünsche mir, dass wir langfristig nicht verlernen, aufeinander zuzugehen und über unsere unterschiedlichen Haltungen zu reden. Ich weiß manchmal genau, mit wem ich in meinem Unfeld sprechen muß, um Angst zu zerstreuen. Es geht hier ja nicht darum, recht zu haben. Laßt uns über unterschiedliches Risikoempfinden sprechen. Mutige könnten in einigen Bereichen vorsichtiger werden und Ängstliche könnten Beruhigung erfahren.
Was können wir tun?
Auch Risikopatienten können in ihrem bescheidenen Rahmen ihr Immunsystem stärken. Je früher, desto besser.
Als ein Beispiel hier ein aktueller Artikel des Guardian, in dem berichtet wird, dass das britische Kabinett den Effekt von Vitamin D auf das Coronavirus prüfen läßt:
https://www.theguardian.com/world/2020/jun/17/uk-ministers-order-urgent-vitamin-d-coronavirus-review
Das haben Dr. Raimund von Helden und Dr. Arman Edalatpour bereits vor einigen Monaten betont:
https://www.youtube.com/watch?v=CCfgYXKLX_E
Hier noch ein Beispiel von Dr. Rostenberg, wie Nährstoffe die Lungenfunktion im Krankheitsfalle stärken.
Liebe Ina, vielen Dank für diesen großartigen Artikel.